Freitag, 26. Februar 2010

Getting High At Momma's Place

Passing Out In Somebody Else's Place

Getting High At Momma's Place? Well, “Mama Taught Me Better”, schmettert uns der Black Rebel Motorcycle Club in einem Track seines brandneuen Albums entgegen. Trotzdem müsst ihr euch das jüngste Werk auf Beat Control, wie eine Nacht mit vielen Höhen und Tiefen, Aggression und Enthusiasmus vorstellen, inkl. Kontrollverlust durch bewusstseinserweiternde Substanzen. Und das alles bei Mutti im Wohnzimmer. Ursprünglich sollte es eine Art Disco Tape werden. Mit vielen schönen Beats zum ausgelassenen Wohnzimmertanz. Erstens jedoch lasen sich “Momma’s Place Is A Discotheque” oder ähnlich bizarre Reime als Titel recht unschön und zweitens machte spätestens das Über-Duo Blood Red Shoes mit seinem großartigen und glücklicherweise vollkommen unpoppigem und unelektronischem Zweitlingswerk Fire Like This diesem Unterfangen musikalisch einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Und somit entwickelte sich ein anderes kleines Motiv – Weed Disco – daraus … was Songs von Uffie und Neon Indian inhaltlich sowie andere Tracks musikalisch unterstreichen.

Nachdem man sich ein wenig den Kopf freigeraucht hat, ist man entweder so entspannt, dass einem alles egal wird oder sich noch ganz andere Dinge offenbaren, über die man sich aufregen kann. So könnte man sich bspw. BEAUFORT's (wohl rein sarkastisch aufzufassenden) Tiraden über den amerikanisch stämmigen technischen Fortschritt in “Fuck The Google“ anschließen. Was Google Inc. mit dem guten alten youtube anstellte ist auch wirklich Grund genug, auf die Barrikaden zu gehen (tja, wieso sind wir eigentlich bei blogspot?). Der ironisch-französisch anmutende Titel stammt aber keinesfalls aus Kontinentaleuropa, sondern direkt aus Sydney, einem derzeitigen Hotspot elektronischer Musik. Doch musikalische Hotspots gibt es viele. Vorne an auch die nordischen Länder jenseits des üblichen Verdächtigen Schweden, wie Norwegen und vor allem Island. Daher beehren uns zum zweiten Mal die verspielt, verträumt tanzenden Casiokids und Newcomer FM Belfast auf Beat Control. Die Bands haben sicher ein aufregendes Jahr vor sich.

Wie schon oft erwähnt, geht es uns Hörern ähnlich. Die Show muss weitergehen. So auch bei der fantastischen Roísín Murphy, ehemals Moloko-Frontfrau, die dieses Jahr nicht mit Garantie, wie es letzten Herbst noch auf einschlägigen Blogs und auch auf Beat Control hieß, ein drittes Soloalbum rausbringen wird, sondern momentan einfach Tracks produzieren, sie via Internet in die Welt entlassen und dann schauen will, was sie bewirken. Solange sie das hohe Niveau von “Orally Fixated“ und “Momma’s Place”, Namensgeber dieses Tapes, beizubehalten weiß, kann man damit mehr als gut leben. Bloß keine Langeweile, denn wie grölen sich Blood Red Shoes selbst im hymnenhaften Opener von Getting High At Momma's Place die Seele aus den zarten Leibern: “The Repetion Is Killing Us, Killing Us. We Made A Story. And It Wore Off. It Wore Off.“

Getting High At Momma's Place – by The Alphabet Pony / Genre: Weed Disco

Donnerstag, 18. Februar 2010

Il Silenzio Dell'Oro



Der Name dieses Tapes leitet sich von zwei darauf enthaltenen Stücken ab. Und zwar von Seneca's Silence vom neuen Get Well Soon Album Vexations sowie Ennio Morricones L'Estasi Dell'Oro. Letzteres stammt aus Sergio Leones Filmklassiker The Good, the Bad and the Ugly aus dem Jahre 1966, der von Quentin Tarentino als best-directed movie of all time bezeichnet worden ist. Er gehört mit A Fistful of Dollars und For A Few Dollars More zu Leones sogenannter Dollartrilogie, in denen jeweils Clint Eastwood die Hauptrolle spielt.

Nun aber weg von der Filmgeschichte hin zur musikalischen Seite von Il Silenzio Dell'Oro. Neben dem bereits angesprochenen neuen Get Well Soon Track enthält diese Tape auch Stücke von den neuen Alben von Two Door Cinema Club, Marina And The Diamonds, Shout Out Louds, Hot Chip, Massive Attack und Peter Gabriel. Mr Gabriel war ja bereits auf Martha Haris letzten Tape mit einem wunderschönen Cover des Magnetic Fields Songs A Book Of Love vertreten. Dass Peter Gabriel auf diesem Tape ebenfalls mit einer Neuinterpretation (Flume von Bon Iver) aufwartet, ist alles andere als Zufall – schließlich besteht sein neues Album ausschließlich aus Coverversionen. Neben den bereits angesprochenen Liedern finden sich u.a. Neuinterpretationen von Regina Spektor, Arcade Fire und Radiohead sowie von ein paar älteren Herrschaften (David Bowie, Lou Reed, Neil Young, Paul Simon). Auch wenn ich noch nicht in das Album reinhören konnte wird sicher einiges Hörenswertes dabei sein. Schließlich hat Peter Gabriel spätestens mit dem Cover vom Vampire Weekend Song Cape Cod Kwassa Kwassa (siehe Feature Me) bewiesen, dass er enorme Cover-Qualitäten hat.

Und ja, natürlich finden sich auf Il Silenzio Dell'Oro noch mehr Coverversionen. Aber lasst euch doch einfach überraschen. Und jetzt viel Spaß mit

Il Silenzio Dell'Oro – by Johannes D. Täufer




Donnerstag, 11. Februar 2010

instructions for dancing



dieses tape ist quasi ein thementape. es geht um liebe, tod und natürlich um's tanzen.
allerdings ist die "liebe", die hier besungen wird, keineswegs eine romantische, kitschige liebe.
das zeigt sich nicht nur im cover, das die damals 23-jährige evelyn mchale zeigt, die am 1. mai 1947 von der aussichtsplattform des empire state building in den tod sprang. das bild des fotografen robert wiles ist zu einer amerikanischen ikone geworden, u.a. hat auch andy warhol es in einem seiner drucke verwendet. eine google-suche nach "evelyn mchale" bringt erstaunlich wenig ergebnisse, die meisten kommentare neigen aber dazu, ihren tod als selbstmord aus liebeskummer zu bezeichnen. die parenthetical girls wurden von evelyns geschichte (und vermutlich auch von dem beeindruckenden foto) zu dem song mit ihrem namen inspiriert.

weitere songs auf diesem mix, die sich sehr unromantisch mit dem thema liebe beschäftigen, sind "i'll be your lover (but i can't be your baby)" von the ettes, sowie "romance is boring" von los campesinos. letztere zeigen im video zu ihrem song, wie eine frustrierte ehefrau ihren mann umbringt, und passen somit thematisch perfekt in diese zusammenstellung.

sehr direkt hängt dagegen jay reatards "it ain't gonna save me" mit dem tod zusammen, denn der musiker starb erst vor wenigen wochen mit 29 jahren an einer überdosis drogen und alkohol (so die offizielle todesursache).

gegen ende des tapes wird es dann doch noch etwas versöhnlich, denn die beiden cover-versionen "the book of love" von peter gabriel (ursprünglich von den magnetic fields) und "lotta love" von she&him (das original stammt vom großen neil young), handeln dann doch von einer eher traditionell romantischen liebe. auch wenn der text von stephen merrit natürlich nicht ganz ohne augenzwinkern auskommt. man schaue sich nur folgende strophe an:
"The book of love has music in it
In fact that's where music comes from
Some of it is just transcendental
Some of it is just really dumb"

auch wenn ich noch einige seiten mit anmerkungen füllen könnte, beende ich meinen kleinen vortrag an dieser stelle lieber und weise noch einmal auf den download-link für instructions for dancing hin.

als kleine zugabe folge ich johannes d. täufers beispiel und poste ein paar hamburger konzertdaten der beteiligten künstler:

20.02. the ettes @ knust
03.03. beach house @ molotow
09.03. yeasayer @ knust
17.03. los campesinos @ molotow
29.03. magnetic fields @ fabrik

Freitag, 5. Februar 2010

What The World Needs

What The World Needs

What The World Needs … is a break. Während einer wohlverdienten Pause lässt sich aber nichtsdestotrotz wunderbar wundervolle Musik hören. Glücklicherweise werden aufmerksame Ohren im neuen Jahr bis dato diesbezüglich auch nicht enttäuscht.

What The World Needs besides a break … is Joanna Newsom. Und sie ist zurück. Eine Rückkehr, die im Prinzip implizit schon im letzten Beat Control-Tape – Johannes D. Täufers Warning Sign – durch M. Ward's Sadie Cover angekündigt wurde. Wie der Zufall es will, stieß ich genau am Abend bevor mich die Nachricht ihres neuen Albums erreichte, auf eine andere großartige Dame, die mich einerseits sehr an Frau Newsom erinnerte, andererseits das Warten auf neues Material zu verkürzen versprach: Laura Goldhamer. Erfreulicherweise geben sich die beiden auf What The World Needs nun gemeinsam die Ehre.

Nicht still, aber heimlich geben sich außerdem endlich Tilly & The Wall die Ehre, deren großartiger Song Beat Control Namensgeber dieses Blogs ist. Auf In The Sun, der Vorabsingle zu She & Him’s Volume Two, unterstützt das Omaha-Kollektiv M.Ward, womit sich der Kreis zu A Warning Sing wieder schließen würde, und Zoey Deschanel auf ihrem Frühlingszauber, wie die Welt ihn braucht.

Noch viel offensichtlicher schließt Owen Pallett den Kreis zu Martha Haris Arrows In The Dark, wo seine Albumfigur Lewis zur Aktion und in der hier vertretenen wunderschönen Fortsetzung sein Hemd (aus)zieht. Sich auszuziehen würden sicher auch die Jungs von Boy Crisis befürworten. Ihnen stehen in diesem Jahr wie auch Keepaway, Sunglasses, Gemini Club und den großartigen Local Natives als vielverspechende Newcomer mit aller Voraussicht alle Türen offen. Jedoch sind das alles Amerikaner … was ist los Europa, Australien etc.? Euch braucht die Welt ebenso! (Ja, ich weiß, Ellie, Marina, Delphic, Two Door Cinema Club und so … aber die kennen und lieben wir doch schon seit Anfang 2009).


What The World Needs – by The Alphabet Pony / Genre: A Forest